Weltweit erlebt Photovoltaik (PV) ein enormes Wachstum. Das ist nicht überraschend, denn Photovoltaik ist laut Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE die günstigste Möglichkeit, Strom zu erzeugen.
In Deutschland wurden bisher (1. Dezember) in diesem Jahr bereits PV-Anlagen im Umfang von 14,5 Gigawatt Peakleistung installiert. Das entspricht 174 Watt Leistung je Einwohner:in. Zum Jahresende wird deutschlandweit in etwa soviel PV-Leistung hinzugebaut werden, wie in den beiden Vorjahren.
Auf den Rheinisch-Bergischen Kreis heruntergebrochen waren es im gleichen Zeitraum 23,3 MW. Das entspricht 82 Watt pro Einwohner:in.
In Rösrath wurden in diesem Jahr bislang 2,98 MW Peakleistung hinzugebaut. Das sind 104 Watt pro Einwohner:in. Damit wurde in Rösrath, bezogen auf die Einwohnerzahl, mehr zugebaut, als im Landkreis, aber auch deutlich weniger, als in Deutschland.
Der zeitliche Verlauf zeigt, dass wir im Jahr 2023 und 2024 jeweils deutlich mehr Leistung zugebaut haben, als in diesem Jahr bislang. Falls im Dezember nicht noch überproportional viele Anlagen in Betrieb genommen werden, wird der Zubau in diesem Jahr kleiner ausfallen, als in den Jahren zuvor.
Damit liegen der Kreis und Rösrath hinter dem gesamtdeutschen Trend, wo das Wachstum in 2025 etwa auf dem Niveau der beiden Vorjahre liegt.
Woran liegt es?
Es gibt in Rösrath ungefähr 9.000 Gebäude und rund 2.100 PV-Anlagen. Da sind sogenannte Balkonkraftwerke, also kleine Anlagen mit meist nicht mehr als zwei Solarpanelen, eingerechnet. Nach diesen Zahlen hätte noch nicht einmal jedes vierte Gebäude eine PV-Anlage.
Warum verlangsamt sich der Ausbau, obwohl die meisten Gebäude noch keine Photovoltaikanlage haben? Noch nie dürfte es für Hausbesitzer:innen so einfach gewesen sein, sich für eine Photovoltaikanlage zu entscheiden. Mit Gründung der Solar-Initiative Rösrath können sich alle Interessent:innen in Rösrath kostenlos und unabhängig beraten lassen. Für die Planung und Installation stehen zahlreiche Betriebe vor Ort und überregional zur Verfügung.
Horst Biesner ist Mitinitiator der Solar-Initiative, die seit ihrer Gründung schon mehr als einhundert Beratungen durchgeführt hat. Über einen Rückgang des Interesses an ihren Beratungen kann die Initiative laut Biesner nicht klagen. Für ein Abflauen der Nachfrage nach Photovoltaik findet er trotzdem Erklärungen.
Über mangelndes Interesse an unserer Beratung können wir uns nicht beklagen.
Biesner glaubt, dass die Invasion Russlands in die Ukraine seit Februar 2022 zu großer Verunsicherung geführt hat. Viele Menschen hätten sich dadurch Gedanken über ihre Energieversorgung gemacht und das Thema Photovoltaik wurde plötzlich attraktiv. Und diese Motivation sei aktuell kaum noch spürbar, so Biesner.
Hinzu kämen hemmende Signale aus der Bundesregierung und von verschiedenen Politikern, die wieder vermehrt Gas zur Stromerzeugung nutzen wollen, sogar aus Russland importiertes. Verunsichert seien die Menschen auch durch die Gesetzesänderung rund um die Einspeisung von Solarstrom zu Zeiten mit Überangebot (Solarspitzengesetz) und durch Pläne der CDU, die Einspeisevergütung ganz abzuschaffen.
Auch bei der Genossenschaft BürgerEnergieRösrath eG beobachtet man die Entwicklung des Marktes. Die Gründung im Mai 2023 fiel wohl nicht zufällig in eine Zeit, in der viele das Thema Photovoltaik auf dem Zettel hatten. So gelang es dann auch schnell, genügend Mitglieder zu gewinnen, um das Kapital für die Errichtung mehrerer Anlagen in Rösrath aufzubringen. Die Genossenschaft liefert nun klimafreundlichen und kostengünstigen Strom an das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, den Wöllner-Stift und zwei Kindertagesstätten. Alle diese Einrichtungen hätten wohl heute noch keine Photovoltaikanlage, wenn sie diese eigenverantwortlich hätten anschaffen müssen.
Johann Stumpf, als Vorstand der Genossenschaft verantwortlich für die Planung von Anlagen, sieht ebenfalls Anzeichen dafür, dass der Solar-Boom nachgelassen hat. So hört er bereits vereinzelt von Insolvenzen bei größeren PV-Unternehmen. Entsprechend freut es Stumpf, dass die schwarz-grüne Landesregierung den Ausbau der Photovoltaik-Kapazität weiter mit eigenen Programmen fördern will.
Unsere Landesregierung NRW will, im Gegensatz zur Bundesregierung, den Ausbau von PV-Anlagen weiter fördern. Das finde ich klasse!
Alle, die dem Solarausbau sozusagen von der Seitenlinie zuschauen, weil sie keine Möglichkeit haben, eine eigene Anlage zu installieren, lädt Stumpf gerne dazu ein, sich die Genossenschaft näher anzusehen. Hier könnten die Mitglieder unmittelbar dazu beitragen, dass neue Anlagen realisiert werden können, wo die Dächer sonst wahrscheinlich leer bleiben würden.